Vom „Plopp“ zum „Krk“
Setzt sich der Schraubverschluss gegen den Korken durch?
Viele Weinkäufer haben beim Kauf von Wein mit Drehverschlüssen Bedenken. Ist das gerechtfertigt? Gemeinsam mit Jonas Landerer, Winzer und Oenologe für den Kaiserstühler Weinzerverein Oberrotweil, räumt Ihr Weinberater am Gahlingspfad – Eric Mellenthin – mit den gängigsten Vorurteilen auf und beantwortet häufig gestellte Fragen.
Eric Mellenthin: Welchen Anteil haben die Schraubverschlüsse bei Weinen?
Jonas Landerer: Mittlerweile haben etwa 95% der Weine unseres Winzervereins einen Drehverschluss. In der Mitte der 2000er Jahre wurden diese ausschließlich für 1-Liter-Flaschen verwendet. Mit den Longcap-Dreh-Verschlüssen konnten dann nach und nach auch die 3/4-Liter-Flaschen verschlossen werden, anfangs die Kabinettweine, später dann sogar Rotweine bis zu den Spätelesen.
Unsere Kollegen aus der Schweiz sind uns in dem Punkt übrigens schon einige Jahre voraus. Die Schweizer verschließen nämlich schon seit Ende der 90er Jahre mit dem Drehverschluss.
EM: Aus welchen Gründen werden Schraubverschlüsse verwendet?
JL: Das hat verschiedene Gründe. Ein ganz wesentlicher ist der geschmackliche Aspekt: Die häufig schlechte Korkqualität sorgte bei vielen Weinen für einen Korkgeschmack in Nase und Gaumen. Wir als Betrieb garantieren heute noch den kostenfreien Umtausch in solchen Fällen, durch den Umstieg auf Schrauverschlüsse konnten wir diese „Fehlerquote“ allerdings stark reduzieren.
Sicherlich spielen aber auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle: Der Drehverschluss ist einfach günstiger als ein qualitativ hochwertiger Korken.
EM: Wird der Kork in Zukunft komplett vom Markt verschwinden?

JL: Nein. Weine mit einem Korkverschluss sind nicht komplett vom Sauerstoff abgeschlossen und können sich dadurch gut weiter entwickeln. Das ist insbesondere für Weine ab einer Qualitätsstufe „Auslese“ und „Riveras“ vorteilhaft, sie erhalten dadurch eine angenehme Reife. Zwar gibt es mittlerweile auch Schraubverschlüsse mit einem ähnlichen Sauerstoffaustausch wie Kork, doch auch diese Konkurrenz führt umgekehrt zu einer Verbesserung der Korkqualität.
EM: Wie wird die Umstellung von den Verbrauchern aufgenommen?
JL: Nach anfänglicher Skepsis akzeptieren unsere Kunden diese Entwicklung, auch wenn den Traditionalisten zu Beginn der Umstellung das berühmte „Plopp“ beim Öffnen einer mit Kork verschlossenen Flasche gefehlt hat. Stattdessen gibt es jetzt nur noch ein leises „krk“.
In gewisser Weise spiegelt der Trend zum Drehverschluss aber auch unser alltägliches und oft kurzfristiges Verbraucherverhalten wider. Weine werden nicht mehr lange gelagert, sondern schon kurz nach dem Kauf genossen.