Krefelder (Alt)bier
Biergeschichte in Krefeld – eine lange Tradition.
Samt- und Bierstadt
Befasst man sich mit der Geschichte Krefelds, kommt man nicht um den Beinamen der „Samt- und Seidenstadt“ herum, schließlich waren im 18. Jahrhundert etwa die Hälfte der Krefelder Bevölkerung in der Seidenindustrie beschäftigt.
Seltener thematisiert wird die Bedeutung Krefelds als Braustadt. Krefeld zählte Ende des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten niederrheinischen Braugebieten und nahm eine Spitzenposition im Braugewerbe ein.
Bereits im Jahre 1255 lässt sich das Bierbrauen in Uerdingen urkundlich belegen. In der Stadt Krefeld tauchen erst knapp 300 Jahre später konkrete Belege auf, doch ist auch hier davon auszugehen, dass bereits im Mittelalter Bier gebraut wurde.
Im 17. Jahrhundert schaffte es das Bier, den Wein als dominierendes Getränk im Rheinland abzulösen. In den nächsten Jahren eröffneten unzählige Brauereien ihre Pforten. 1819 wurden in der Stadt Krefeld insgesamt 39 und in den Landbezirken zusätzliche 34 Brauereien gezählt, auch wenn viele davon nur geringe Mengen – teilweise ausschließlich für den Eigenbedarf – produzierten. Dennoch wirkt die Zahl von insgesamt 73 Braubetrieben heute unfassbar hoch. Im Laufe der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert verschwanden nicht nur in Krefeld viele kleine Hausbrauereien, einige wurden von großen Brauereien übernommen.
Comeback des Altbiers
Auf Mitte des 20. Jahrhunderts lässt sich auch das Revival des Altbiers festlegen. Ursprünglich wurde am Niederrhein fast ausschließlich obergäriges Bier (Altbier und Kölsch) gebraut, während in Bayern das untergärige Bier (Pils, Export) stark verbreitet war. Das lag in erster Linie an der unterschiedlichen Herstellung:
Während die obergärigen Biere am Niederrhein bei 15 – 22°C gebraut wurden, musste die Hefe des untergärigen Bieres bei 4 – 9 °C gegärt werden. In Bayern machte das Wintereis der Seen und das Gletschereis in Felsenkellern die starke Kühlung möglich; am Niederrhein konnte hingegen nur nach alter Brauart (daher auch der Name Altbier) obergärig gegärt werden.
Ab 1830 fand das untergärige Bier dann doch den Weg in unsere Gegend. Die Verbreitung des Altbieres als Identität stiftende Klammer für den Niederrhein fing nach und nach an zu bröckeln.
Erst in der Nachkriegszeit, zwischen 1945 und 1980, konnte das Altbier und stärker noch das Kölsch eine Renaissance feiern. Knapp 50 % des Marktanteils eroberten die traditionellen obergärigen Biere zurück. Der veränderte Geschmack der Konsumenten sorgte in diesem Zeitraum auch dafür, dass das zuvor beliebte Export fast vollständig vom Markt verschwand, während das Pils als stärker gehopftes, herberes, untergäriges Bier seinen Siegeszug antrat. Heute ist es das mit Abstand meistgetrunkene Bier im nordwestdeutschen Raum.
Krefelder Brauereien
Diese Entwicklung ging natürlich auch an den Krefelder Brauereien nicht spurlos vorbei: Die 1838 gegründete Rhenania Brauerei in Krefeld-Königshof schränkte ab 1990 die Produktion ein, schließlich war der Altbier-Absatz zuvor stark zurückgegangen. 2002 wurde die Bierherstellung gänzlich an die Krombacher Brauerei abgetreten, samt aller Marken-, Brau- und Lieferrechte.
Schließen mussten auch die Tivoli-Brauerei, die seit 1862 zwischen Hüls und Krefeld beheimatet war, sowie die Brauerei Herbst – später „Herbst Pitt“ auf der Marktstraße. Sicherlich spielte hier der geänderte Geschmack bei jungen Menschen und der kontinuierliche Rückgang des „Pro-Kopf-Konsums“ eine wichtige Rolle. Während die Deutschen 1980 noch mehr als 145 l Bier pro Jahr verputzten, sind es heute nur noch 104 l. Der geänderte Geschmack lässt sich auch anhand der stetig steigenden Zahl an Bier-Mixgetränken ablesen. Ganz neu ist diese Entwicklung allerdings nicht: Schon vor fast 40 Jahren brachte die Rhenania-Brauerei das Biermischgetränk „Krefelder“ auf den Markt.
Heute finden sich neben der recht jungen Königshof-Brauerei dennoch altehrwürdige Hausbrauereien wie die über 200 Jahre alte Wienges-Brauerei oder die ebenso alte Gleumes-Brauerei, die übrigens beide von Johannes Michael Wienges gegründet wurden. Heute sind sie bei den Krefeldern nicht nur für ihr leckeres Altbier, sondern auch für ihre Gaststätte beliebt.