Bock auf Bockbier
und was sagt der Bock dazu?
Denkt man an Bockbier, denkt man an Winter. An gemütliches Beisammensitzen. An bewussten Biergenuss. Gerade bei Bierkennern hat das Bockbier einen hohen Stellenwert; und das obwohl nur weniger als 1 % des in Deutschland ebrauten Bieres – übrigens etwa 100 Millionen Hektoliter – zu den Bockbieren gehören. Dafür feiern unzählige Brauereien das erste Anstechen ihres Bockbieres mit einem großen Fest, selbst im Fernsehen wird der sogenannte Salvator-Anstich auf dem Nockherberg in München übertragen. Und nicht zuletzt haben die Bayern ihrem Starkbier, und dazu gehört auch das Bockbier, sogar eine 5. Jahreszeit gewidmet.
Aber was macht ein Bier eigentlich zu einem Bockbier und was macht das Bockbier so besonders?
Stammwürze & Alkohol
Bockbiere gehören zu den Starkbieren und besitzen daher eine hohe Stammwürze von mindestens 16 % (Pils: 11– 12 %). Verwechseln sollte man die Stammwürze nicht mit der Angabe zum Alkoholgehalt – dieser liegt bei Bockbieren meist bei 6 oder 7% (Pils: 5 %). Der Doppelbock ist mit einer Stammwürze von mindestens 18% und einem Alkoholgehalt von mehr als 7,5 % noch würziger.
Verantwortlich für den Gehalt der Stammwürze ist das sogenannte Maischen, also der Vorgang, in dem die Inhaltsstoffe aus dem Malz gelöst werden. Zu den gelösten Inhaltsstoff en zählen Zucker, Eiweiße oder Mineralien.
Je mehr davon vorhanden ist, desto höher ist der Stammwürzengehalt. Der Alkoholgehalt wird erst in einem späteren Arbeitsschritt, der Gärung, erzeugt. Die zugegebene Hefe macht aus dem vorhandenen Zucker Alkohol und Kohlensäure. Daher haben Biere mit einer hohen Stammwürze auch meist einen höheren Alkoholgehalt, schließlich kann mehr Zucker in Alkohol gewandelt werden.
Darum „Bockbier“
Soviel vorweg: Auch wenn das Bockbier häufig mit dem Steinbock, Rehbock oder Ziegenbock in Verbindung gebracht wird, Namensgeber ist das Tier nicht. Um herauszufinden, wo das Bier seinen markanten Namen her hat, reisen wir mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit und landen… nicht in Bayern, wie man vermuten möge, sondern in Niedersachsen. Genauer gesagt in einer kleinen Stadt namens Einbeck. Jeder der dort lebenden 700 Bürger besaß im 14. Jahrhundert das Braurecht und machte davon ausgiebigen Gebrauch; zur damaligen Zeit war das Bierbrauen übrigens vorwiegend Frauensache.
Da die Einwohner die große Masse an Bier nicht selber trinken konnten, kaufte der Stadtrat die überschüssigen Getränke auf und exportiere diese deutschlandweit.
Schon zum damaligen Zeitpunkt galt Einbeck als wahre Biermetropole und das dort gebraute Bier als überaus gesund und lecker. Das soll selbst Martin Luther überzeugt und ihn zu den Worten hinreißen lassen haben: „Der beste Trank, den einer kennt, der wird Einbecker Bier genennt.“ Damit das Bier auch bei langen Transportwegen noch haltbar war, verabreichten die Einbecker ihrem Bier die für das Bockbier typische hohe Stammwürze.
Erst im Zuge dieses überregionalen Verkaufs fand das heutige Bockbier den Weg nach München. Aber warum nun eigentlich „Bockbier“?
1614 wurde dem bayrischen Herzog Wilhelm der Import zu teuer und er warb einen Einbecker Braumeister ab, um sein eigenes Bier nach Einbecker Art zu brauen. Der Name des Einbecker Bieres „Ainpöckische Bier“ bleib allerdings auch weiterhin erhalten; mit der Zeit wurde daraus das „Oanpock“ und später das „Bock“.
18 Jahre später soll das sogar vielen Münchenern das Leben gerettet haben. Denn als die Schweden im 30-jährigen Krieg vor den Toren Münchens standen, sollen diese sich von 1000 Eimern des Bockbieres bestechen lassen haben.
Zurück in der Gegenwart
Heute erinnern in Einbeck neben der größten Bockbier-Brauerei Deutschlands nur noch die aufwendig gestalteten Torbögen vieler alter Brauereien an die bierreiche Vergangenheit. Dafür kann sich ganz Deutschland heute noch über die aus Einbeck stammende Bereicherung der Bierkultur freuen. Selbst in umliegenden Ländern, insbesondere in Skandinavien, gilt das Bockbier als Luxusware und als zuverlässiges Genussmittel gegen Winterdepressionen.
Beim geselligen Beisammensitzen trinken die Deutschen ihr Bockbier am liebsten in eher geringen Mengen, häufig als Beilage zu deftigen Braten oder Lammgerichten. Denn was passt besser zu einem deftigen Getränk als ein deftiges Gericht?
Wem das Bockbier noch nicht würzig genug ist, der kann es mit dem noch deftigeren Doppelbock probieren. Und auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, Bockbier wäre ausschließlich untergärig, es gibt auch obergärige Biere wie den Weizenbock. Weitere Varianten (z.B. Maibock, Festbock, Eisbock oder Dunkelbock) sorgen für genügend Abwechslung in der Bockbier-Welt.