Bild: Willi Steffens mit seinen Schweinen in einem der Außenklimaställe.

Hier ist das Schwein noch Schwein

Auf dem Pötterhof in Bracht werden die Schweine in artgerechter Haltung großgezogen.

Zwischen Brüggen - Bracht und Nettetal-Kaldenkirchen, weniger als 40 km von Krefeld entfernt, liegt der Pötterhof. Hier kümmert sich Landwirt Willi Steffens um die Züchtung von bis zu 2 000 Schweinen.

Mehr als 120 Jahre Tradition

Bereits 1870 fand der Pötterhof in Brüggen-Bracht erste Erwähnung, Mastferkel wurden hier allerdings erst knapp 50 Jahre später  beheimatet. Inhaber war damals Wilhelm Pötter, der Ur-Großvater des heutigen Besitzers Willi Steffens. Über die Jahrzente stieg die Anzahl der Tiere auf ca. 300 Schweine an. 1992 übernahm Willi dann die Verantwortung auf dem Pötterhof und somit auch für das Borstenvieh.
Für ihn stand allerdings schon nach kurzer Zeit fest, dass er den konventionelle Mastbetrieb nicht weiterführen wollte. Ihm lag das Wohlergehen der Schweine ebenso am Herzen wie eine hohe Qualität des Fleisches.

Inspiriert von der Schweinehaltung in England, die traditionell draußen stattfindet, entwickelte der Landwirt eine besondere Art der Tierhaltung. Hierzu zählt neben den ungewöhnlichen Ställen auch eine gesunde Ernährung sowie die persönliche Betreuung bis hin zum Schlachter.

Vegetarische Ernährung

Die frische Nahrung für seine Schweine mahlt und mischt Willi täglich selber. Dabei wird fast ausschließlich Getreide in Lebensmittelqualität von rheinischen Feldern verwendet. Eine ausgewogene Mineralisierung, der bewusste Umgang mit Kräutern, Gewürzen und ätherischen Ölen sorgt dafür, dass gänzlich auf die Verwendung von Medikamenten verzichtet werden kann. Durch die vegetarische Ernährung bildet sich – so Willi Steffens – mehr intramuskulares Fett, dafür aber weniger Wasser. Dies zeugt von einem qualitativ hochwertigem Fleisch und sorgt dafür, dass das Fleisch beim Braten weniger schrumpft.

Eine Zeltstadt im Freien

Besonderen Wert wird im Pötterhof auf die Unterbringung der 2 000 Schweine gelegt. Damit diese genügend frische Luft bekommen, wurden selbst entwickelte Außenklimaställe aufgebaut. Der dadurch entstandene natürliche Tag- und Nachtrhythmus kommt nicht nur den Schweinen zugute, sondern sorgt auch für einen minimalen Energieaufwand. In den strohbedeckten Ställen können die Tiere ihrem natürlichen Wühlbetrieb nachgehen und haben genügend Auslauf und Freiheit, was die Außenklimaställe vom Pötterhof stark von der konventionellen Stallhaltung unterscheidet.

Eine Rasse mit Geschmack

Die enorme Kälte im Winter und die brühende Sommerhitze sorgt dafür, dass nicht alle Schweinerassen im Freien untergebracht werden können.

Daher wird auf dem Pötterhof hauptsächlich eine ganz bestimmte Schweinerasse aus  Nordamerika großgezogen. Die Duroc-Kreuzung fällt schon optisch alleine durch ihre helle bis dunkle rote Haut und die sehr gute Bemuskelung auf. Doch auch die beeindruckende feste Fleischqualität und der hohe Anteil an intramuskulärem Fett zeichnet diese Schweinerasse aus. Da die Duroc-Kreuzung bestens mit Stress umgehen kann, ist auch die Unterbringung in den Außenklimaställen kein Problem. Vielmehr wird dadurch das ohnehin schon ausgezeichnete Fleisch verfeinert.

Persönliche Betreuung bis zum Schlachter

Sowohl beim Weg vom Ferkelerzeuger zum Pötterhof als auch vom Pötterhof zum Schlachter wird stets auf einen stressfreien Transport und eine angenehme Außentemperatur geachtet. Dabei werden die Tiere nicht als Statistik, sondern als Lebewesen wahrgenommen und behandelt.

Auch wenn der Weg zu den drei Ferkelerzeugern aus der Region, zu denen der Pötterhof ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, ohnehin sehr kurz ist, sollen die Ferkel möglichst wenig beansprucht werden. Gleiches gilt auch für die Schweine auf dem Weg zum Schlachter. Eine eintägige Ruhephase und eine persönliche Betreuung vor dem Transport verhindert das Ausschütten von Adrenalin, welches sich – sollte es nicht mehr rechtzeitig abgebaut werden – als ungewolltes Wasser im Gewebe absetzen kann.

Persönliche Betreuung von Willi Steffens Schinken (Foto: © Pötterhof))

Persönliche Betreuung von Willi Steffens (Foto: © Pötterhof)

Fröhliches Fleisch bei Kempken

Die guten Umstände, unter denen die Schweine im Pötterhof aufwachsen, sorgen nicht nur für ein besseres Gefühl beim Kauf an der Frischetheke, sondern auch für eine höhere Qualität des Fleisches.

Man muss kein Sternekoch sein, um den feinen Unterschied rausschmecken zu können. Während die knallige rote Farbe des Fleisches nur ein Indiz auf seine hohe Qualität ist, wird man beim ersten Bissen vom saftigen Aroma und dem intensiven Geschmack überwältigt. Denn: Je wohler sich das Tier bei der Aufzucht fühlt, desto hochwertiger ist auch das Fleisch.

Auffällig am Pötterhof-Fleisch ist ebenfalls, dass es in der Pfanne kaum kleiner wird, was im Wesentlichen am geringen Wasseranteil und dem vielen intramuskulären Fett liegt. Diesen Aspekt sollten Sie auch beim Fleischkauf berücksichtigen. Der Euro, den Sie beim Kauf von günstigem Fleisch sparen, könnte beim Braten schnell wieder verpuffen, wenn das Wasser in der Luft verdunstet und Ihr Stück Fleisch plötzlich nurnoch halb so groß ist.